Fremdschämen & Co. (Für Schnutinger und gegen selbstreferentielle Blogger)

Juli 21, 2009 um 5:31 pm | Veröffentlicht in Die bösen Medien, diverses, Web 2.0 | 3 Kommentare

Als Wissenschaftler der sich u.a. mit den Phänomen Web 2.0 beschäftigt finde ich es immer wieder spannend die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge gewisser Diskussionen zu sehen, die in den letzten Jahren rauf und runter durch die (deutsche) Blogosphäre gingen. Hochinteressant und oftmals auch amüsant waren die Reaktionen z.B. auf Änderung der AGB von StudiVZ oder die Werbeeinblendungen von Xing. Schön, wenn sich Blogger solidarisch untereinander verhielten, wie z.B. nach der Abmahnung von Markus Beckedahl durch die Deutsche Bahn oder wenn sinnvoll (kontrovers) diskutiert wurde, z.B. darüber ob Robert Basic sein Blog verkaufen sollte. Toll auch, wie viele Personen für die Online-Petition gegen Sperren von Internetseiten in Deutschland mobilisiert werden konnten.
Nur scheint es den vielen Bloggern halt dann auch regelmäßig langweilig zu werden. Und in so einem Fall findet man natürlich auch Themen über die man sich sinnfrei und möglichst selbst-referentiell die Köpfe zerbrechen kann. Ohne jetzt andere solche Diskussion anzuführen, komme ich direkt auf den Punkt:
Die seit Wochen geführte Diskussion um den Vodafone-Werbespot ist eine der lächerlichsten die sich die deutsche Blogosphäre bisher geleistet hat. Und sie zeigt leider anschaulich wie (wenig) weit wir in Deutschland eigentlich sind.
Ohhh Gott, da gibt es „Blogger“ (also Menschen wie Du und ich) und die lassen sich vom bösen Vodafone bezahlen. Bezahlen! Dafür, dass sie in einem Werbespot auftreten und Teil einer Kampagne werden, die eigentlich (nicht nur, aber auch) zeigen soll welche tollen Möglichkeiten die Integration von Social Media in unseren Alltag eigentlich für uns alle bereit hält.
Ja, natürlich ist die Kampagne an mehreren Stellen nicht sonderlich professionell aufgezogen. Wie ungeschickt sind denn z.B. bitte solche von Vodafone gefakten Kommentare?!!
Aber es ist trotzdem ein Spot der vielen Mio. Deutschen „unsere Welt“ etwas näher bringen soll. Und was machen Herr und Frau Blogger? Lassen sich von ein paar Neidern, Leuten die grundsätzlich gegen alles motzen und einigen PR-Hassern (btw, es gibt wirklich soo viele schlimmere Kampagnen) derart anstacheln, dass sowas (inkl. der Kommentare) rauskommt.
Was für wirres Zeug wird Schnutinger denn hier eigentlich vorgeworfen? Dass sie flickr nicht oft genug nutzt, um als Testimonial würdig zu sein? Dass sie Blogbeiträge so schreibt, dass nicht nur die ganzen Pseudo-Profi-Blogger verstehen, um was es in der Kampagne geht?
In den Kommentaren ist ja auch öfter von Fremdschämen die Rede. Ich bin auch fast geneigt mich zu schämen. Für die vielen Blogger, die eigentlich gar nicht genau wussten was sie gegen die Kampagne haben, aber trotzdem auch ihren Senf -ganz Rudelmentalität- dazugeben mussten.
Was ich mich frage ist: Was bringt das ganze Euch eigentlich, Herr Wirres? Ist das Neid? Ein zu kleines Ego? Oder sind viele Blogger einfach verwirrt ob der großen medialen Aufmerksamkeit die Schnutinger & Co. momentan bekommen?
Ich finde ein Kommentar im oben verlinkten Post trifft es ganz gut:
„Köstlich. Jahrelang beklagt sich „die Blogosphäre“ über mangelnde Aufmerksamkeit. Dann kommt Vodafone und engagiert ein paar vermeintliche Vorzeigeblogger. Anstatt stolz auf Lobo und Co zu sein haut „die Blogosphäre“ nun aber auf diese ein, weil: Vodafone ist böse. Bis dahin war mir dies ja unverständlich – wollte ich Aufmerksamkeit gewinnen, würde ich mich grundsätzlich über einen VF-Spot freuen. Highlight des Ganzen dann drüben bei Stefan Niggemeier, der dafür abgewatscht wird, dass via adnation der Spot bei ihm im Blog stattfindet. Köstlich, köstlich. Und nun kommt nach und nach raus, dass die vermeintlichen Vorzeige-Blogger über die Tätigkeit in der Kampagne hinaus vermutlich auch nur ganz normale, käufliche Menschen sind. Großartiges Schauspiel.“

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