Kündigungsgrund: Facebook
Januar 19, 2009 um 11:51 am | Veröffentlicht in Facebook | 4 KommentareAktuell geht der Fall des Mitarbeiters einer New Yorkes Kommunikationsagentur, der sich mit einem Tweet (vermutlich) um seinen Job und seinen Arbeitgeber (Ketchum) viel Renome gekostet hat, durch die amerikanische Blogosphäre. Nachdem schon genügend geschrieben wird, möchte ich die Sache nicht weiter ausbreiten, sondern mein persönliches Fazit auf etwas reduzieren, das auf schon auf E-Mails zutrifft: Geschriebenes wiegt schwerer als Gesprochenes. Folglich sollte man -auch wenn es nur 140 Zeichen sind- v.a. eines: Nachdenken!! Auch wenn man sich so cool findet, dass man sich selbst keyinfluencer nennt. Diese Namenswahl sagt wiederum auch einiges aus, finde ich. Nico oä. ist doch da gleich viel sympatischer. 😉
Wer jetzt denkt auf unserer Seite des Teiches würden sich nicht ähnliche Dinge abspielen, dem möchte ich an dieser Stelle einmal mit einer kleinen, aktuellen Fallstudie das Gegenteil beweisen:
Ich habe von der ganzen Geschichte gestern durch die Mail eines Freundes erfahren. Ich werde verständlicherweise keine Namen etc. nennen, um die Geschichte weniger abstrakt wirken zu lassen nehmen wir einfach einmal an mein Freund heisst Gero und arbeitet beim Goetheinstitut Genua.
In der Mail fand sich folgender Absatz:
„In der Arbeit hat es vergangene Woche ordentlich gerumpelt. Mein Chef, Marketing- und Kommunikations-Direktor, hat auf seinem Schreibtisch Auszüge aus der Website „facebook“ vorgefunden, auf denen Fotos zeigen, wie drei Fünftel unserer Rezeptions-Hühner, allen voran die Koordinatorin, die auf ihre Position als Chefin viel Wert legt, in Uniform im Hinterzimmer der Rezeption herumtanzen und in zum Teil äußerst diskussionswürdiger Art und Weise Spaß haben. Datum und Uhrzeit auf den Fotos lassen darauf schließen, dass es sich um einen ganz normalen Arbeitstag handelt. Mein Chef war vor allem einmal froh, dass die Fotos bei ihm und nicht bei irgendeinem Journalisten gelandet waren. Dann fand eine Reihe von persönlichen Gesprächen statt, in denen die verschiedenen Ansichten und Einstellungen erhoben wurden. In der Abteilungsleitersitzung wurden die Fakten ohne Nennung von Namen präsentiert und es wurde darum gebeten, die Mitarbeiter deutlich darauf hinzuweisen, dass das Internet, auch wenn es sich, wie im Falle
von facebook, um passwortgeschützte Netzwerk-Plattformen handelt, ein öffentliches Medium ist, in dem darauf zu achten ist, jegliche Art von Inhalten nur nach äußerst sorgfältiger Überlegung und Prüfung möglicher Konsequenzen zu veröffentlichen.“
Auf meine Nachfrage hin, ob ich über die Vorfälle bloggen dürfe hat Gero noch ergänzt:
„Hallo Alex,
[…]
Ich hab auf Deine Anfrage hin den Absatz noch einmal gelesen und denke, dass Du den veroeffentlichen kannst, bitte halt wirklich ohne Nennung von Namen oder Orten – es ist noch nicht oeffentlich, aber ein Rezeptions-Huhn (die Koordinatorin) wird gehen muessen. Grund dafuer – das ist vielleicht auch noch interessant – sind nicht nur die Fotos, sondern auch ihre Reaktionen darauf bei den Gespraechen unter vier Augen: waehrend die anderen zwei sofort gesagt haben, dass es ihnen sehr Leid tut und dass sie einen Fehler gemacht haben und einfach nicht nachgedacht haben, hat die erst einmal gemeint, dass das ja wohl nicht so schlimm sei, wenn man in der Arbeit ein bisschen lacht, und dass es sie aber vor allem interessieren wuerde, wer denn da die undichte Stelle gewesen sei, dass sie auch schon einschlaegige Vermutungen haette und dass sie Verrat viel schlimmer faende als Mitarbeiter, die Spass in der Arbeit haben.“
Ich finde dieses Beispiel zeigt sehr schön, wie wenig Erfahrung im Umgang mit Social Media immer noch vorhanden ist und, dass auch bei normalerweise vernünftig denkenden Menschen noch einige Lerneffekte notwendig sind.
Ich denke das wäre doch eine schöne Fallstudie für die Neuauflage unseres Buches. Vermute nur, dass Gero sich nicht darum reißen wird als Autor darüber zu stehen. 😉
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