Was ich mir für 2010 wünsche: Mehr Nachhaltigkeit (im Web) – am Beispiel von Twitter

Dezember 22, 2009 um 2:44 pm | Veröffentlicht in Informationsexplosion, Spam | 5 Kommentare
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„Sustainability, in a broad sense, is the capacity to endure.“ (Quelle: Englisch-sprachige Wikipedia)

Ist bei Twitter die Luft raus?
In einem Blogpost auf YuccaTree (der exemplarisch für viele andere steht) beschreibt Jürgen Vielmeier kürzlich seine Beobachtung, dass „selbsterklärte Suchmaschinen- und Marketingexperten, … blödsinnige Einladungen zu Mafia-Spielen, lächerlichen Ratespielchen … und eine Menge Spam“ vielen Nutzern inzwischen die Freude an Twitter nehmen.
Dieser Beobachtung möchte ich mich teilweise anschließen. Ich habe mich auch schon über diverse Einladungen zu mafia wars geärgert und finde es ernüchternd, dass ein so großer Anteil an Nutzern offensichtlich Spammer sind. Allerdings teile ich nicht seine Meinung, dass Twitter Inc. „etwas unternehmen muss, um den Massenexodus aufzuhalten“ oder gar, dass es die Schuld von Twitter ist, weil man „keine bahnbrechenden technischen Innovationen“ auf den Weg gebracht hat. Das ist so als würde man Hotmail oder gleich Lawrence Roberts für jede Spam-Mail verantwortlich machen, die man erhält.

Das Problem: Wir Nutzer
Twitter wird aktuell unter anderem das zum Verhängnis, was vorher zurecht bejubelt wurde: Seine Nutzungsoffenheit.
Während zu Beginn eher die Vorreiter damit experimentierten und sinnvolle Nutzungsszenarien identfizierten, sehen eben jetzt viele selbst ernannte (Marketing-)Experten ihre Chance. (Beispiel gefällig?)
Kann Twitter Inc. etwas dagegen tun, dass sich diese (teilweise) unseriösen Gestalten auf Twitter tummeln?
Nicht sehr viel. Wenn jemand denkt, dass es die Leute interessiert, dann soll er es twittern.
Muss ich deswegen auf die Nutzung von Twitter verzichten?
Nein. Es ist ja keiner gezwungen diesen Typen zu followen. In dieser Beziehung ist Twitter eigentlich wesentlich ehrlicher als Facebook & Co., wo sich inzwischen bei vielen die „Doppelklickstrategie“ durchsetzt:
1. Klick: Freundschaftsanfrage annehmen 2. Klick: „Freund“ ignorieren.

Was kann ich als einzelner Nutzer tun?
Aus meiner Sicht zwei Dinge:
1. Erstens, ganz einfach: Diesen Spammern nicht followen, auch, wenn man dann selbst einen Follower verliert. Ich glaube und hoffe, dass -auch dank der Spammer- es in Zukunft zunehmend wichtiger sein wird, wer einem followt und warum und nicht „wie viele“.
2. Selbst nicht auch noch (regelmässig) zum „Spam“ beitragen.
Ja, es ist ab und zu witzig einmal ein Foto von seinem Nachtisch oder ein unscharfes Foto von einem Hochaus über Twitter an tausende Personen zu schicken. Warum nicht?! Ja, es tut mir und 700 anderen Personen leid, dass Du heute mit 39,3° im Bett liegst oder alternativ Deinen Montagsblues hast und das darfst Du von mir aus auch gern twittern.
Aber bitte nicht ausschließlich. Denn auf lange Sicht werden genau diese Tweets für den Überdruss sorgen den auch Jürgen Vielmeier wahrnimmt. Weil sie, um auf den Titel zurück zu kommen, am Ende des Tages keinen Nutzen haben und bei den Followern bestenfalls für ein Grinsen sorgen. Wenn wir Twitter aber fast ausschliesslich auf die Unterhaltung reduzieren, dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn es bald keiner mehr ernst nimmt.
Abgesehen davon: Wenn jemand zum zehnten Mal ein Foto aus der U-Bahn postet, finden es die Meisten eben nicht mehr so witzig (auch wenn man selbst immer noch ganz ergriffen ist, von diesem tollen Einfall).

Wie geht es weiter?
Nachdem wir jetzt also alle lang genug Zeit hatten mit Twitter rumzuspielen, liegt es v.a. an uns Nutzern wie die offene Plattform Twitter sich „weiterentwickelt“:
Haben wir wirklich ein so großes Ego, dass wir die ganze Zeit nur über uns selber posten müssen? Natürlich, unsere Follower finden uns alle deswegen sooo cool und followen uns deswegen!
Oder followen sie uns vielleicht trotz der übertriebenen Fülle an Me-Postings?
Für mich (als Follower) gilt leider öfters das Zweitere.
Vielleicht kriegen wir Twitter-Nutzer ja alle zusammen wieder die Kurve und schaffen es Twitter doch noch zu einem nachhaltigen Informationskanal zu machen und den ganzen „Me-Noise“ zu reduzieren.
Ich würde es mir auf jeden Fall wünschen.

P.S.: Ja, es gäbe schon noch ein paar andere Dinge, die ich mir wünsche, aber ich dachte wir fangen mal klein an … 😉

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