Ist Wikipedia zitierfähig?

Oktober 31, 2008 um 12:24 pm | Veröffentlicht in Uncategorized | 4 Kommentare

Über Benedikt bin ich gerade auf einen Post gestoßen, der von einem Züricher Kolloquium berichtet, bei dem man sich o.g. Frage gewidmet hat. Nachdem ich inzwischen auch schon die ein oder andere Diplomarbeit und Seminararbeit betreut habe, habe ich natürlich auch eine Meinung dazu.
Ich finde ein Vergleich von Taschenrechner und Wikipedia aus dem o.g. Post passt gut als Einstieg:

Zum Ende stellten die Referent noch die (rhetorische) Frage, ob im Zeitalter von Wikipedia die x-te Zusammenfassung über die «Theorie des Nachrichtenwerts» noch eine geeignete Aufgabenstellung sei. Dabei brachte Nando Stöcklin gegenüber der Aussage, Zusammenfassungen zu schreiben sei ein wichtiges Element des Lernprozesses, ein interessantes Argument vor: Vor der Einführung des Taschenrechners sei auch die Bedeutsamkeit des Rechnens von Hand betont und geschult worden – und nun sei in der Mathematik die Gewichtung der Fähigkeiten eben neu austariert worden.

Wikipedia als Informations-Taschenrechner?
Es stimmt, dass der Taschenrechner „die Mathematik verändert“ hat. Aber ausschließlich zum positiven? Als Schüler fand ich es super, wenn ich in der Klausur 11X14 in den Taschenrechner tippen konnte. Aber mir persönlich ist es peinlich, wenn ich sehe, wie toll ältere Generationen Kopfrechnen können und wie lange ich für die selbe Rechnung brauche. Ich finde es ist ausschließlich positiv zu bewerten, wenn man für das Einmaleins nicht gleich den Taschenrechner braucht und bin (fast!) traurig, dass wir als Schüler nicht ein bisl mehr mit Kopfrechnen getriezt worden sind.
So oder so: Bevor man einem Schüler einen Taschenrechner gibt, sollte er bewiesen haben, dass er auch „zu Fuß“ zurecht kommt.
Und bevor man Studenten aus Wikipedia zitieren lässt, sollten diese bewiesen haben, dass sie überhaupt verstanden haben, warum man zitiert.
Ein Taschenrechner verrechnet sich nicht. Aber steht in Wikipedia immer das Richtige?
Bevor ein Student nicht verstanden hat, warum man Aussagen mit Quellen belegt und solange dieser nicht dafür geschärft ist, nach der Qualität einer Quelle zu fragen, sollte er auch nicht aus Wikipedia zitieren (dürfen)… [Ausnahmen bestätigen die Regel und einmal ist keinmal. ;)]
Das gilt aus meiner Erfahrung übrigens für mindestens die Hälfte der Diplomanden. Und die anderen sind interessanterweise die, die gar kein Problem damit haben, auch ohne Wikipedia zurecht zu kommen bzw. die gar nicht auf die Idee kämen, nur aus Wikipedia zu zitieren.

4 Kommentare »

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  1. Hallo Alex,
    Deine Argumentation zielt in die Richtung, die ich auch interessant finde (und das habe ich in den Zeilen nach dem von Dir zitierten Ausschnitt angesprochen): „Abkürzungen“ sind nur dann legitim, wenn die Abkürzenden glaubhaft machen können, dass sie den ganzen Weg gehen könnten, also wissen, wie es geht. Ob ein Taschenrechner sich nie verrechnet…? Ich sage mal: hängt von der Bedienung ab. Und das lässt sich auch von Wikipedia sagen. Und: Der Taschenrechner funktioniert nach klaren Kriterien, auf die man sich verlassen kann. Wikipedia funktioniert auch nach bekannten, wenn auch nicht immer so klaren Kriterien – die Kontrolle der Verlässlichkeit behält eine andere Wichtigkeit.
    Aber generell: Es geht nicht nur ums Zitieren oder Nutzen von Wikipedia. Generell ist im Netz soviel an aufbereitetem Wissen vorhanden, dass Aufgabenstellungen, die Zusammenfassungen von Basiswissen zum Ziel haben, besonderer Erläuterung benötigen, warum das jetzt wichtig ist (und selbst dann wird das nicht immer zu Einsicht führen). Insofern ist die Gleichung „Wikipedia = Taschenrechner des Wissens“ irreführend.

    Zunächst: das Kolloquium fand in Zürich statt

  2. Hallo Jahodel,

    >die Kontrolle der Verlässlichkeit behält eine >andere Wichtigkeit.
    ja, auf das wollte ich hinaus, als ich den Vergleich aufgegriffen habe.

    Dass es auch gerade um die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Zusammenfassungen von Basiswissen im Zusammenhang mit Wikipedia ging ist bei mir unter den Tisch gefallen, stimmt.
    Da finde ich: Basiswissen zusammenfassen muss halt sein. Denn auch damit zeigt der Student seine „intellektuellen Fähigkeiten“ (sorry, mir fällt gerade kein besserer Begriff ein).

    Sorry, zuerst vergessen: Danke für den Hinweis zum Veranstaltungsort.

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